von Andreas Pohl, FöR (pohl(at)sigf(dot)de)
Im September 2004 wurden auf der Gesamtkonferenz der Schule Im Großen Freien erste Überlegungen zur aktuellen Schulhofumgestaltung angestellt. Bereits im Vorfeld hatte es immer wieder Versuche gegeben, die aber lediglich zu einer Neubepflanzung bzw. Einrichtung einer Außensitzecke und eines vergrößerten Schulgartens auf dem Schulgelände führten. Angesichts dreier Spielgeräte, einer sehr begrenzten Sandkiste und einem Bolzplatz befanden Eltern und das Kollegiums, dass angesichts gestiegener Schülerzahlen und den damit verbundenen Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler nach mehr Bewegungsangeboten ein verändertes Angebot auf dem Schulhof entstehen müsste. Zwar hatte der Schulträger mittlerweile die Kosten für zwei neue Spielgeräte genehmigt (Rutsche und Balancierseilbrücke), allerdings erschien dies der Gesamtkonferenz nicht weitgehend genug. Es wurde eine Arbeitsgruppe aus Eltern (u.a. Herr Hoins, Schulelternratsvorsitzender) und Lehrerinnen eingerichtet, die relativ schnell zur Überzeugung gelangten, professionelle Hilfe von außen zu holen. Das Projekt Holunderschule, dass sich mit der naturnahen Umgestaltung von Pausenhöfen beschäftigt und in unserem Fall durch Herrn Basedow-Clark, Landschaftsgestalter, personifiziert, wurde nach Rücksprache mit der Beratung beauftragt. Herr Basedow-Clark, der mit zehnjähriger Erfahrung in der Neu- und Umgestaltung von Pausenhöfen vertraut ist, entwickelte in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe und der Schulleitung ein Umgestaltungskonzept, dass den Schulhof in Aktivitäts-, Kreativitäts- und Ruhezonen einteilte und mit Gesamtkosten von 25.000 Euro veranschlagt wurde. Alle beteiligten Gremien, d.h., die Gesamtkonferenz, der Schulelternrat sowie der Schulträger stimmten der Umgestaltung zu.
Nach der Planungsphase erfolgten nun Überlegungen zur Finanzierung des Projektes. Zunächst wurden über den Verkauf von Foto-CD’s aus einem anderen Projekt (Zirkus) die ersten 500 Euro im Frühjahr 2005 auf dem Konto des Fördervereins verbucht. Spendenaufrufe erbrachten weitere kleinere Beträge, auch der Förderverein stellte seine Mitgliederbeiträge zur Verfügung, allerdings summierten sich die Beträge nicht in der erwünschten Höhe. Nach den Sommerferien 2005 wurde die Idee einer Kollegin spontan umgesetzt und es erfolgte ein Sponsorenlauf, der die Schülerinnen und Schüler stärker in das Projekt einbeziehen sollte. Die Schülerinnen und Schüler suchten sich selbständig Sponsoren, die für jede gelaufene Runde auf dem Sportplatz (ca. 400m) einen beliebigen Betrag bezahlen sollten. Begleitet wurde das Ereignis durch die Presse. Der Erfolg war enorm. Die Schülerinnen und Schüler liefen addiert die Entfernung von Hamburg nach München und das Fördervereinskonto konnte weitere 5500 Euro für das Schulhofprojekt verbuchen. Im Herbst 2005 fand dann noch ein größeres Schulfest statt, das über Tombola und Verkauf von Kuchen und Würstchen weitere 1500 Euro auf das Konto fließen ließ. Weitere Spendenaufrufe führten dazu, dass das Konto nun über 10.000 Euro für die Schulhofumgestaltung aufwies.
Gegen Ende des Jahres 2005 waren sich zwar alle Beteiligten darüber einig, dass die Umgestaltung 2006 beginnen sollte, aber es bestand auch die Befürchtung, dass die bislang vorhandenen Geldmittel nicht ausreichen würden. Es erwies sich als Glücksfall, dass die Mutter einer Schülerin, den Lionsclub Lehrte ansprach, der nach einer Informationsveranstaltung bereit war, das Schulhofprojekt mit 5000 Euro und eigener Arbeitsleistung zu unterstützen. Nachdem dann noch die Bingo-Umweltlotterie eine Zusage über einen maximalen Förderbetrag von 5000 Euro traf und der Bauunternehmer Herr Bode-Pröve aus Uetze die kostenlose Nutzung eines Baggers und eines Radladers in Aussicht stellte, waren alle Bedingungen für die Umgestaltung aus Sicht der Planungsgruppe erfüllt und es konnte ein erster Arbeitseinsatz für die vorletzte Märzwoche 2006 detailliert geplant werden.
Kleiner Einschub: Bis zu diesem Zeitpunkt waren zunächst viele Treffen der Planungsgruppe notwendig gewesen. Nach der Planung, die Planungsgruppe löste sich wegen Erfüllung ihres Auftrages auf, wurde ein Durchführungsteam gegründet, das im Wesentlichen aus Herrn Basedow-Clark als Gestaltungsplaner, Herrn Hoins als Schulelterratsvorsitzenden für die Eltern und mir als Schulleiter wegen der Finanzierungsgarantie bestand. Natürlich fand weiter ein Austausch in den verschiedenen Gremien der Schule mit dem Kollegium und interessierten Eltern statt. Hier wurden Anregungen und Wünsche, Ideen und Befürchtungen geäußert. Es gab einige Auflagen zu bedenken, Begehungen (Ortsbrandmeister, Regionsbrandmeister, Schulträger etc.) wurden durchgeführt, Papiere ein- und angefordert und Gespräche mit Sponsoren und anderen Interessierten geführt. Als der Termin zum ersten Einsatz festgelegt wurde, war die Gesamtfinanzierung noch nicht vollständig gesichert. Es bestand aber auch der Zeitdruck, nach vielen Einzelaktionen zur Finanzierung endlich ein sichtbares Ergebnis zu erzielen. Als Vorarbeit für diesen Arbeitseinsatz hatte Herr Basedow-Clark detaillierte Pläne über die Arbeitsstellen hinsichtlich Materialien und Personenanzahl erstellt. Die Umsetzung und Suche nach Arbeitskräften, Beschaffung von Materialien und Werkzeugen lagen bei Herr Hoins und mir. Die Erledigung aller planerischen Arbeitsaufträge war ca. anderthalb Wochen vor Arbeitseinsatz abgeschlossen.
Montag den 20. März war der Boden auf dem Schulgelände immer noch leicht gefroren. Das Projekt schien zu scheitern. Erst ab Mittwoch den 22. März zeigte sich die Sonne und pünktlich zur 3. Unterrichtsstunde am Vormittag konnte mit den Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klassen der erste Spatenstich (in unserem Falle war es ein Brecheisen) durchgeführt werden. Die Pflasterung des Schulhofes musste an einigen Stellen aufgenommen werden in einer Größenordnung von ca. 35 Quadratmetern. Diese Arbeit war Donnerstag Mittag abgeschlossen und der Bagger und der Radlader, die mittlerweile eingetroffen waren, konnten mit ihrer Arbeit beginnen. Von Donnerstag bis Freitag Mittag wurden unter der Anleitung von Herrn Basedow-Clark verschiedene Umsetzungs- und Erdarbeiten mit zwei Fachkräften und wenigen Eltern durchgeführt, um den eigentlichen Arbeitseinsatz für das Wochenende vorzubereiten. Zwischenzeitlich erfolgte die Anlieferung von Steinen, Zement, Kalk, Baumstämmen und Sand. Alles musste so gelagert werden, dass keine unnötigen Verzögerungen entstanden und die Arbeitswege möglichst kurz waren. Nachdem Freitag Mittag die Maschinen abgeholt wurden, trafen nach und nach die Teamchefs der verschiedenen Arbeitsgruppen ein und besprachen sich mit Herrn Basedow-Clark. Es gab folgende Bereiche: Aufstellen von neuen und alten Spielgeräten an verschiedenen Orten (Klettergerüst, Rutsche, Balancierseilgerät), Neupflasterung von Teilbereichen des Schulhofes, Bau der Chill-out Podeste, Bau des Felsenberges, Mauern von Burgruinen, Bau des neuen Sandspielgeländes, Bau von Pflanzbeeten mit Holzstämmen, Herstellung des notwendigen Betons, Bau des Baustammmikados, Verteilen von Rindenmulchs sowie Bewirtung der Arbeitskräfte. Am Samstag Abend war alles fast alles geschafft. Der Schulhof war wieder aufgeräumt, alle Projekte waren durchgeführt bis auf kleinere Aufgaben, die noch in der Folgewoche durch Freiwillige erledigt wurden (Aufstellen der Rutsche, Abtransport der überzähligen Pflastersteine, Fertigstellung der Chill-out Podeste und Befüllung des Sandspielgeländes mit ca. 27 Tonnen Sand. Ca. 40 – 50 Erwachsene sowie etliche Schülerinnen und Schüler haben in der Zeit von Freitag Mittag bis Samstag Abend alle Arbeiten ausgeführt. Zum Teil kamen einzelne Personen, die ursprünglich nur am Freitag arbeiten wollten auch am Samstag. Es war eine Atmosphäre des geschäftigen, zielgerichteten Handelns. Lehrerinnen und Lehrer, die zufrieden mit Mauern und Betonmischen beschäftigt waren, Eltern, die ihre individuellen Begabungen in der Schule deutlich machen konnten und auch einmal Lehrern sagen konnten, wie es geht. Mittendrin ein Schulleiter, der eine ganz andere Seite von Schule und schulischen Handeln erfuhr. Obwohl das Wetter zeitweise wenig erfreulich war und die Mauersteine zunächst eine warme Dusche erfahren mussten, um vom Gefrorensein befreit zu werden, obwohl der Schulhof zwischenzeitlich wie ein mittleres Krisengebiet aussah und die Arbeit nicht enden wollte, war eine große Harmonie zwischen allen Beteiligten zu verspüren, die Hoffnung für künftige Projekte gibt. Der zweite Arbeitseinsatz Ende Juni, der sich mit dem Bau von Hochbeeten, dem Bepflanzen verschiedener Beete und dem Anlegen eines Mosaikweges beschäftigte, fiel hinsichtlich der Beteiligung von Arbeitskräften deutlich geringer aus, was auch mit der Weltmeisterschaft und dem am Freitag Abend stattfindenden Spiel Deutschland gegen Argentinien zusammenhing. Da die Arbeiten insbesondere der Bau des Fundamentes der verschiedenen Hochbeete am Freitag abgeschlossen sein musste, war die Arbeit bei geringerer Beteiligung von Eltern und Lehrerinnen und Lehrern deutlich anstrengender. Trotzdem konnten alle Beteiligten die zweite Halbspielzeit sowie das Elfmeterschießen im Fernsehen verfolgen. Nach dem Elfmeterschießen wurde dann einfach die Arbeitszeit bis in den späten Abend verlängert, so dass am Samstag die Mauerarbeiten und die Bepflanzung erfolgen konnten. Nach den gröberen Arbeiten im März war im Juni nun eine Feinarbeit entstanden, die den Schulhof deutlich verschönerte. Die Atmosphäre zwischen allen Beschäftigten war ungebrochen positiv, wenn auch die intensivere Arbeitsleistung (auch beim Schulleiter) einen deutlichen Muskelkater mit sich brachten. Das Schulgelände war nun in wesentlichen Bereichen fertig gestellt und es sollte ein abschließendes Schulfest als Dankeschön für alle Beteiligten erfolgen. Genau genommen ist das Schulgelände noch nicht vollständig fertig gestellt, aber die restlichen Feinarbeiten könnten mit Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern fertig gestellt werden, so zumindest die Überlegung des Kollegiums vor den Sommerferien. Am 6.10.2006 fand nachmittags das geplante Schulfest statt. Vorausgegangen war eine dreitägige Projektwoche der Schule, in der einige, weitere Feinarbeiten sowie die Festvorbereitungen stattfanden. So hat eine Schülergruppe Hinkelkästchen auf das Schulhofpflaster aufmalt, eine Gruppe hat den Mosaikweg und ein angefangenes Hochbeet fertig gestellt, eine Gruppe hat in einem Hochbeet Miniteiche angelegt, eine Gruppe hat sich mit Spielmöglichkeiten der Spielgeräte beschäftigt und vorgeführt, eine Gruppe hat eine Theatervorführung einstudiert, zwei Gruppen haben Salate und Kuchen für die Eltern hergestellt und alle haben ein Lied für den schönen Schulhof einstudiert. Nebenbei gab es noch einen Losverkauf, Getränke und Würstchen und alles war davon geprägt, diesmal kein Geld für etwas zu verdienen, sondern eine Dankeschön an alle Eltern und Sponsoren über selbsthergestellten Kartoffel- und Nudelsalat und Kuchen zu geben. Trotzdem war eine gewisse Beteiligung einiger Eltern des Schulelternrates notwendig, um alle Aufgaben beim Schulfest zu bewältigen. Das Schulfest war gut besucht und es gab eine lockere und positive Stimmung bei allen Anwesenden. Natürlich ist das Projekt Schulhof noch nicht vollständig abgeschlossen, aber wir brauchen Zeit, um über einzelne kleinere Ecken und deren Gestaltung (Hörstein, Sinneswahrnehmung, Tischtennisplatte, Bänke) nachzudenken. Es gibt noch einiges an Geld dafür und möglicherweise kann man vieles doch auch mit den Schülerinnen und Schülern erledigen. Prinzipiell ist damit dieses Projekt erst einmal beendet. An dieser Stelle allen Sponsoren, Eltern, Kindern und Lehrerinnen und Lehrern mein herzlicher Dank für all die geleistete Arbeit und insbesondere Herrn Basedow-Clark, der durch seine gute Laune, seine Präsenz und sein Wissen zum Gelingen des Projektes sehr beigetragen hat.
Am Mittwoch den 6.6.2007 war es endlich soweit, der dritte und letzte Abschnitt der Schulhofumgestaltung wurde begonnen. Zunächst wurde der Schulhofabschnitt mit Hilfe eines kleinen Baggers ausgekoffert, d.h. der Kies wurde entfernt. Mit einem Hofbagger wurde dann dieser Kies auf einen Hänger verladen und abtransportiert. Am Freitagvormittag begannen dann die Materiallieferungen: Zement, Pflastersteine, Natursteine, Sand und Betonkies, Mutterboden, Rindenmulch und Bambuspflanzen wurden angeliefert. Nachmittags trafen die Betonmischer ein und nach und nach füllte sich das Schulgelände mit den freiwilligen Helfern. Zunächst wurde ein Fundament ausgehoben, um das Fundament eines Hochbeetes zu setzen. Danach musste ein Graben ausgehoben werden, in dem die Wurzelsperre für den Bambus eingelassen werden konnte. Am Samstagmorgen wurden die Arbeiten fortgesetzt. Es entstanden Mauern für das Hochbeet, die Wurzelsperre wurde gesetzt, Mutterboden aufgefüllt, Wege gepflastert und am Ende noch der Bambus und einige Büsche gepflanzt. Danach war einer der schönsten Schulhöfe Niedersachsens fertig gestellt, so jedenfalls die Meinung aller Beteiligten. Als krönender Abschluss wurde in der darauf folgenden Woche noch ein Summstein aufgestellt, der nun als kleiner Mittelpunkt in unserem Sinnesgarten alle erfreut. Es gibt zwar in den nächsten Tagen noch einige kleinere Arbeiten zu erledigen (Summstein einpflastern, einen Fußfühlpfad anlegen, noch einige Pflanzen einsetzen und einige kleinere Mauern setzen), aber die Schulhofumgestaltung der Schule Im Großen Freien ist nun beendet. Für den künftigen Unterricht können der Sinnesgarten sowie die Kräuterhochbeete einbezogen werden. Es kann im Schatten der Bäume Unterricht stattfinden und die Schülerinnen und Schüler können viel über ihre verschiedenen Sinne lernen und begreifen.
Fazit:
Ich bin sehr stolz darauf, Schulleiter einer solch engagierten Schule zu sein. Es hat sich gelohnt für alle Beteiligten, aber natürlich besonders für alle Schülerinnen und Schüler. Es gibt weniger Konflikte auf dem Schulhof, weil es mehr Möglichkeiten zur Beschäftigung und kreativen Auseinandersetzung gibt. Ich möchte an dieser Stelle alle Schulleiterinnen und Schulleiter anderer Schulen dazu ermutigen, ein solches Projekt durchzuführen, es ist in mannigfaltiger Hinsicht eine Bereicherung des Schullebens und verbindet Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer auf das Positivste miteinander.
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