1. Grundgedanken zur Unterrichtseinheit
Archäologische Funde sowohl alt-als auch neutestamentlicher Schriften zeigen, dass die Menschen des Altertums viele verschiedene Materialien zum Schreiben benutzten. In dieser Unterrichtsstunde kommen drei der wichtigsten zum Tragen.
Tontafeln waren am weitesten verbreitet und zugleich in mehreren Epochen der Entwicklung unterschiedlicher Beschreibstoffe im Gebrauch. Die Schriftzeichen wurden mit Griffeln aus Holz, Elfenbein oder Metall in den noch feuchten Ton geritzt oder gedrückt. Das Material war durch das Schwemmland zwischen Euphrat und Tigris und am Nil im Überfluss vorhanden und konnte leicht abgebaut werden. Die gebrannten Tontafeln waren die dauerhaftesten Schriftträger des Altertums und werden auch heute noch immer gut erhalten bei Ausgraben gefunden. Das hohe Gewicht des Tons und seine damit verbundene Unhandlichkeit erschwerte die Produktion umfangreicherer Texte. Insofern spielte die Erfindung des Papyrus – ein von den Ägyptern hergestelltes papierähnliches Material – für die schriftliche Überlieferung eine bedeutsame Rolle. Das Rohmaterial waren die Stängel des Papyrusschilfs, das als 3 bis 6 m hohe Staude in den Sumpfgebieten des Nildeltas in Ägypten und in Syrien am Euphrat wuchs. Das Pflanzenmark wurde in möglichst dünne und breite Streifen zerteilt. Aus den Steifen bildete man zweischichtige kreuzweise übereinander liegende Matten, deren Fasern sich durch Druck und durch den im Pflanzensaft enthaltenen Klebstoff verbanden. Die getrockneten Bögen glättete man mit Elfenbein oder Muscheln und konnte sie dann mit Rohrfedern oder Pinseln und Tinte beschriften. Die Einzelblätter wurden zu etwas 30 m langen Rollen verbunden, von denen nur Innenseite genutzt wurde. Dieses feuchtigkeitsanfällige Beschreibmaterial überdauerte meist nur 200 bis 300 Jahre. Sowohl Ton als auch Papyrus sind zu erschwinglichen Preisen über den Künsterbedarf zu organisieren.
Als Schreibwerkzeug für den Ton erhalten die Schülerinnen und Schüler einfache Holzstäbchen, wie sie in asiatischen Restaurants als Besteck gereicht werden. Die Hölzer sind stark genug, um nicht gleich zu brechen, so dass hier keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten sind. Als Pinsel für Beschriftung des Papyrus nutzen die Schülerinnen und Schüler einfache Kaligraphie-Pinsel. Es wird für sie darauf zu achten sein, den Pinsel nicht zu tief, sondern nur mit der Spitze in die Tinte zu tauchen, um ein sauberes und lesbares Schriftbild zu erhalten. Die Vorteile des Pergaments gegenüber dem Papyrus, lagen vor allem in der Möglichkeit seiner ortsunabhängigen Herstellung; denn Pergament wurde aus gereinigten, enthaarten und entfetteten Tierhäuten gewonnen. Man spannte die Haut auf einen Rahmen und bearbeitete sie von beiden Seiten gleichmäßig mit Klingen, Bimsstein und Kreidepulver. So wurde die Haut glatt und konnte beidseitig mit Roh-oder angespitzten Vogelfedern mit Tinte beschrieben werden. Durch seine Helligkeit, die besonders bei der Verwendung von den Häuten des Lamms oder des Kalbs erzielt wurde, bildete sich die Tinte hervorragend auf dem fertigen Pergament ab. Das Material wurde nicht zu Rollen verarbeitet, sondern mehrere Blätter gleichen Formats in der Mitte gefalzt, ineinander gelegt und geheftet. Die so entstandene Buchform wird als Codex bezeichnet. Pergament ist heute ein derart kostspieliges Material, so dass alternativ auf so genannte Elefantenhaut – ein hochwertiges, sehr glattes und dickes Papier – zurückgegriffen werden kann. Die Oberflächenbeschaffenheit und auch das Aussehen sind dem des echten Pergaments vergleichbar, so dass für die Schülerinnen und Schüler eine realistische Materialerfahrung gewährleistet ist. Als Schreibwerkzeug werden echte Gänsefedern benutzt, die am Kiel entsprechend als Schreibfeder angespitzt sind. Vor allem in der Regulation des Schreibdrucks – denn bei zu viel Druck wird die Feder so aufgebogen, dass keine Linien entstehen können – und im Ausnutzen der Tintenspeicherwirkung durch die Beschaffenheit der Feder, um nicht ständig den Kiel in die Tinte tauchen zu müssen, stellen die Herausforderungen dieses Werkzeugs dar. Die Tinte sowohl für die Beschriftung des Pergaments als auch des Papyrus ist handelsübliche schwarze Skripthol-Tinte. Im Altertum wurde die Tinte aus Ruß (meist aus dem Holz des Olivenölbaums), Wasser und Harz hergestellt. Auch solche Tinte ließe sich für einen hohen Preis über den Künstlerbedarf beziehen, ist für die Produktionsphase im Unterricht mit Skripthol-Tinte jedoch durch eine kostengünstige und gut vergleichbare Alternative ersetzt. Die Schreiber biblischer Texte waren um ein außerordentliches Maß an Sorgfalt und Präzision bemüht. Vor allem zum Alten Testament gehörige Schriftfunde dokumentieren diesen Sachverhalt auf zum Teil eindrucksvolle Weise. Die oft künstlerische Gestaltung des Initials zu Beginn eines Textabschnitts oder auch der Versuch, durch interne Schriftmarkierungen die Genauigkeit in der schriftlichen Überlieferung zu gewährleisten, belegen den Bedeutungsgehalt des niedergeschriebenen Textes. So haben bspw. die Schreiber der so genannten masoretischen Schriften – sie gehören zu den wichtigsten Überlieferungen zur Rekonstruktion des alttestamentlichen Urtextes – Randnotizen für das korrekte Abschreiben angelegt. Ein Schriftstück aus dem Kanon der hebräischen Bibel galt als heilig, denn er beinhaltet Gottes Wort, und durfte nach Auffassung der Masoreten unter keinen Umständen durch Flüchtigkeiten beim Abschreiben verfälscht werden. So wurde z.B. ausgezählt, wie oft jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets in einem biblischen Buch vorkommt oder welches der mittlere Buchstabe des Pentateuch oder der gesamten hebräischen Bibel war. Wurde eine neue Abschrift nach diesem Verfahren durchgezählt und der bewusste Buchstabe war nicht in der Mitte, dann hatte sich beim Abschreiben ein Fehler eingeschlichen, was die gesamte Abschrift für die rituelle Verwendung unbrauchbar machte. Der Wert einer sorgfältig kopierten Schriftrolle war dementsprechend hoch, denn sie enthielt zum einen das „Wort Gottes“ und musste zum anderen mit erheblichem Aufwand angefertigt werden.
2. Didaktische Überlegungen
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3c werden seit Beginn des 1. Schuljahres im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht unterrichtet. Am Kirchenjahr orientierte Themenanlässe und biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament waren in diesem Zusammenhang grundlegende Quelle zur Auswahl des angebotenen Lernstoffs.
Zugleich sind die Schülerinnen und Schüler in einem Alter, indem einige von ihnen schon den katholischen Kommunionsunterricht, die Koranschule oder auch den Kindergottesdienst besuchen. Anhand diverser Gespräche ist deutlich geworden, dass religiöse Themen innerhalb und außerhalb der Schule an Bedeutung gewinnen. Neben der Absicherung der Themenwahl „Bibel“ durch das Kerncurriculum und den schuleigenen Arbeitsplan für den kobnfessionell-kooperativen Religionsunterricht an der Schule Im Großen Freien sollte eine Gesellschaft, deren Kultur und Normen in weiten Teilen von der christlichen Kultur geprägt sind, ihren heranwachsenden Mitgliedern ermöglichen, den Ursprung und die Quelle dieser Traditionen kennen zu lernen.
Diese Möglichkeit bietet der schulische Religionsunterricht. Kenntnisse über die Bibel als grundlegendes Dokument des christlichen Glaubens sind Voraussetzung für die kritische Reflexion der Überlieferung, mit der die Schülerinnen und Schüler wie beschrieben schon vermehrt konfrontiert wurden und werden. Um die Bibel als Buch und Glaubenszeugnis kennen zu lernen, müssen die Schülerinnen und Schüler dabei „weder christlich noch fromm sein […]. Das ist zunächst einmal eine Frage menschlicher Offenheit und elementarer Orientierung“ (HALBFAS 1982). Der handlungsorientierte Umgang mit dem Lernstoff wesentlich. Nach religionsdidaktischen Gesichtspunkten des praktischen Lernens werden aus Erfahrung der »Widerständigkeit des Materials« wichtige Lernschritte abgeleitet. Erfahrungsbezogener Religionsunterricht muss also auch Erfahrungen ermöglichen und dabei praktisch werden.
Diesen religionsdidaktischen Überlegungen entsprechend verpflichtet, ist die Unterrichtsstunde so angelegt und aufgebaut, dass eine Passung zwischen den differierenden Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und der strukturellen Beschaffenheit des Lernstoffs erreicht werden kann, insofern ausreichend Differenzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine Differenzierung wird durch die Bereitstellung unterschiedlicher Materialien (Beschreibstoffe und Schreibwerkzeuge) ermöglicht. Weitere Differenzierungsmöglichkeiten betreffen die sprachliche Ebene, wenn die Schülerinnen und Schüler sich sowohl im Kreisgespräch als auch im Expertenkarussell über ihre Beobachtungen und Erfahrungen austauschen.
Über die Einschätzung der sprachlichen Voraussetzung der einzelnen Lerner und Lernerinnen können einzelne Schülerinnen und Schüler unterschiedlich gefordert und zugleich gefördert werden.
3. Ergebnisse
Die Schülerinnen und Schüler haben mit Begeisterung die Entdeckungsreise zur Entstehung der Bibel unternommen. Das Schreiben auf "Schreibunterlagen aus alter Zeit", das Herstellen von Papyrus mit geflochtenen Papierstreifen oder der Fund einer Schriftrolle aus Qumran in einem Tonkrug haben die Kenntnisse der Kinder über den Entstehungzusammenhang der Bibel geschärft und ihr Wissen erweitert. Im Rahmen kleiner Präsentationen haben sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig ihre Entdeckungen mitgeteilt und sich zugleich im sprachlichen "Vortrag", d.h. in einer strukturierten sprachlichen Mitteilung geübt.
Besonders spannend war jedoch nach Meinung der Kinder das Schreiben echter hebräischer Wörter auf echtem Papyrus. Die Wörter "Älohim" (Gott) und "Jischrael" (Israel) - siehe oberes Bild - waren dabei die die ungeschlagenen Favoriten.
Gerne berichten die Schülerinnen und Schüler auch selbst über ihre Erfahrungen. Die Klasse 3c ist zu erreichen über die eMail-Adresse des Religionslehrers.
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