Sprachliche Beeinträchtigung – Förderschwerpunkt Sprache
Im wissenschaftlichen Bereich unterscheidet man verschiedene Arten sprachlicher Beeinträchtigungen. Sie beziehen sich auf die unterschiedlichen Ebenen der sprachlichen Fähigkeiten (siehe nebenstehende Grafik) und können sich auf der Ebene der Sprachproduktion (expressive Ebene) oder der Sprachverarbeitung (impressive Ebene) zeigen. Oftmals sind sowohl die expressive und impressive Ebene „betroffen“.
Die bei Kindern im Grundschulalter am häufigsten zu beobachtenden Form einer sprachlichen Auffälligkeit sind so genannte Aussprachestörungen (in der nebenstehenden Grafik rot unterlegt), früher als Dyslalie bezeichnet.
Aussprachestörungen äußern sich darin, dass Laute bzw. Lautverbindungen
- weggelassen (Blume = Lume)
- durch andere ersetzt (Kuh = Tuh)
- falsch gebildet (Schule = Sule)
- fehlerhaft gebildet (s; z.B. mit der Zunge zwischen den Zähnen) werden.
Sprachauffälligkeiten auf der semantisch-lexikalischen Ebene (in der nebenstehenden Grafik gelb unterlegt) beziehen sich bspw. auf einen eingeschränkten Wortschatz:
Der Wortschatz des Kindes ist zu klein, d.h. es kann Dinge noch nicht altersgemäß benennen und benutzt manchmal für verschiedene Dinge ein und dasselbe Wort (Ball für Apfel, Orange usw.).
Auffälligkeiten, die sich auf die Grammatik eines Kindes beziehen, sind dem morphologisch-syntaktischen Bereich zuzuordnen (in der nebenstehenden Grafik grün unterlegt); in der Vergangenheit sprach man von Dysgrammatismus:
Gemeint sind Probleme im Erwerb und Gebrauch der Grammatik z.B. der Wort- und Satzbildung:
- Auslassungen von Wörtern und Satzteilen (Telegrammstill: Timo Hause, Mama Ball)
- Falsche Stellung der Wörter im Satz (ich heute nach Hause gehe)
Andere Schwierigkeiten zeigen sich z.B. durch:
- Verwechseln der Artikel (der Heft, das Tafel)
- Verben werden nicht gebeugt (ich … gehen, du … machen)
- Vergangenheitsformen werden falsch oder nicht gebildet (ich bin gegangt, ich habe gegeßt)
Sprachauffälligkeiten, die den Redefluss (Stottern), die Stimme oder das Kommunikationsverhalten eines Kindes betreffen, lassen sich der so genannten pragmatisch-kommunikativen Ebene (in der nebenstehenden Grafik blau unterlegt) zuordnen.
Mehrsprachigkeit: Auch bei Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, kann ein sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf im Bereich Sprache festgestellt werden. In diesem Kontext erscheint es wichtig eine Abgrenzung zwischen einer Erwerbsschwierigkeit in der Zweitsprache Deutsch und dem Vorliegen einer Sprachentwicklungsstörung bei Mehrsprachigkeit zu vollziehen.
Dabei ist zu betrachten, ob die Sprachentwicklung der Erstsprache, sowohl als auch die der Zweitsprache verzögert oder auffällig verlief. Eine Sprachstörung betrifft alle Sprachen des Kindes. Dieses kann z.B. ein später Sprachbeginn, langsames Lernen der Sprache, Auffälligkeiten im auditiven Bereich, Wortschatz, Aussprache, Grammatik etc. (siehe oben) sein.
Informationshefte zu verschiedenen Formen sprachlicher Auffälligkeiten finden auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs) e.V. [www.dgs-ev.de].